Verändern statt akzeptieren
Eine Frau, die ihr Motto lebt: Das ist Monika Reber. Seit ihrer Assistenzarztzeit setzt sich die Hausärztin für die Belange ihres Berufs ein. «Ich habe Freude am Mitgestalten und kann mich nur schlecht mit Gegebenheiten abfinden, die man aus meiner Sicht verändern sollte», sagt die Bernerin. Deshalb sei sie bereits in der Weiterbildung hin und wieder ihren Vorgesetzten «auf die Füsse getreten», wenn sie mit etwas nicht einverstanden gewesen sei. Damals allerdings noch ohne Anbindung an eine Organisation.
Diese kam erst, als sie 2005 an einem internationalen Kongress für angehende Hausärztinnen und Hausärzte teilnahm und feststellte: «Die verstehen sich ja bereits vor Eintritt in die Praxis als Hausärztinnen und Hausärzte!» Das beeindruckte Reber und so entstand auf der Rückfahrt im Zug die Idee, auch in der Schweiz aktiv zu werden. Mit Gleichgesinnten gründete sie die Organisation Junge Haus- und KinderärztInnen Schweiz (JHaS), der Reber von 2006 bis 2009 als Initiantin und Präsidentin vorstand.
Ein zweites Schlüsselerlebnis sei für sie die Hausärzte-Demonstration am 1. April 2006 gewesen. «Es war sehr eindrücklich, die vielen Ärztinnen und Ärzte zu sehen, die gemeinsam für etwas einstanden.» Monika Reber wurde Teil des Initiativkomitees «Ja zur Hausarztmedizin» und erlebte so den ganzen politischen Prozess bis zur Abstimmung mit.
Zu Beginn bedeutete ihr Engagement neben Praxistätigkeit und zwei kleinen Kindern allerdings viel Nachtarbeit. Rückblickend meint Reber: «Manchmal ist es gut, wenn man nicht weiss, was auf einen zukommt.» Sonst hätte sie sich vielleicht nicht darauf eingelassen. Nun ist sie begeistert davon, wie weit die JHaS und die Hausärzteschaft als Ganzes gekommen sind.
Diese Langzeitperspektive ist es denn auch, die sie heute interessiert. Herausfinden, was sich verändern lasse, wie man Einfluss nehmen könne: Das mache ihr Spass. Ebenso der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen in der ganzen Schweiz. Gleichzeitig gibt sie sich keinen Illusionen hin. «Max Weber sagte nicht umsonst: ‹Politik ist wie das starke langsame Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmass.› Oft geht es nach einem Schritt vorwärts zwei zurück.» Doch ohne Optimismus könne man keine Politik machen, und so bleibt Monika Reber dran.
Seit 2021 setzt sie sich im Vorstand des Verbands Haus- und Kinderärzte Schweiz mfe ein mit Fokus auf die Nachwuchsförderung. Zuvor war sie Präsidentin beim Verein Berner Haus- und KinderärztInnen, nahm als Delegierte in verschiedenen Gremien Einsitz und war Verwaltungsrätin bei den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern.
Inzwischen muss sie für ihr Engagement auch nicht mehr nachts arbeiten. Als ihre Kinder älter wurden, verzichtete sie darauf, ihr Pensum in der Praxis zu erhöhen – und investierte die frei werdenden Ressourcen stattdessen in die Verbandsarbeit. Eine Entscheidung, die sie nie bereut habe. «Es ist enorm wichtig, dass wir uns einbringen und darauf aufmerksam machen, wie die Rahmenbedingungen für unseren Beruf sein sollten. Nicht nur für uns, sondern auch für die Bevölkerung, die genügend gut ausgebildete und motivierte Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte benötigt.» Deshalb würde sich Monika Reber auch wünschen, dass sich noch mehr Medizinerinnen und Mediziner standespolitisch engagieren.
Und was ist nun ihr Motto? «Do what you can, with what you have, where you are», ein Zitat von Theodore Roosevelt.
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