WHO-Impfprogramm rettet Millionen Menschenleben
Seit der Einführung des weltweiten Impfprogramms für Kinder durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 1974, konnten rund 154 Millionen Todesfälle verhindert werden. Dies zeigt eine neue Studie des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) in Zusammenarbeit mit der WHO und anderen Forschungsorganisationen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift «The Lancet» veröffentlicht.
Inspiriert von den Fortschritten bei der Ausrottung der Pocken durch Impfung rief die WHO 1974 das «Expanded Programme on Immunization» (EPI) ins Leben. Ein halbes Jahrhundert später ziehen Forschende eine äusserst positive Bilanz: So konnten durch Impfungen seit 1974 weltweit schätzungsweise 154 Millionen Todesfälle verhindert werden, davon 146 Millionen bei Kindern unter fünf Jahren und 101 Millionen bei Säuglingen unter einem Jahr. Dies teilt das Swiss TPH mit.
Impfungen seien für 40 Prozent des beobachteten Rückgangs der weltweiten Säuglingssterblichkeit verantwortlich, wobei der Beitrag in Regionen wie Afrika mit 52 Prozent noch höher sei. Im Jahr 2024 sei die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind unter zehn Jahren bis zu seinem nächsten Geburtstag überlebe, um 40 % höher als in einem hypothetischen Szenario ohne die historische Impfanstrengung. Der Nutzen der Impfung setze sich bis ins hohe Erwachsenenalter fort, wobei die Überlebenswahrscheinlichkeit in allen Altersgruppen steige.
«Diese Ergebnisse unterstreichen den enormen Einfluss von Impfungen auf die weltweite öffentliche Gesundheit in den letzten 50 Jahren. Impfen funktioniert, rettet Leben und macht unsere Welt gesünder», sagt Prof. Dr. Jürg Utzinger, Direktor des Swiss TPH und Professor für Epidemiologie an der Universität Basel. Die Forschenden des Swiss TPH leiteten die Studie in Zusammenarbeit mit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen aus der WHO und weiteren Forschungseinrichtungen. Sie schätzten mithilfe mathematischer und statistischer Modelle, wie sich die während der vergangenen 50 Jahre im Rahmen des EPI vorgenommenen Impfungen gegen 14 Krankheitserreger (darunter Masern, Polio und Tuberkulose) regional und global auf die öffentliche Gesundheit ausgewirkt haben. Für die modellierten Krankheitserreger berücksichtigten sie die Abdeckung aller Routine- und Zusatzimpfungen und schätzten die vermiedene Mortalität und Morbidität für jede Alterskohorte.
«Wir sollten diesen Erfolg zwar feiern, aber wir müssen uns auch darüber im Klaren sein, dass Krankheiten wie Masern, Tetanus und Tuberkulose weiterhin Menschenleben fordern, sagt Dr. Andrew Shattock, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter am Swiss TPH und an der Universität Basel und Erstautor der Studie. «Es ist daher von grösster Bedeutung, dass wir weiterhin in die wirksamsten medizinischen Fortschritte investieren, einschliesslich bestehender und neuer Impfstoffe», so Shattock weiter.

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