Saugnapf statt Nadel

Saugnapf statt Nadel

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Publiziert am 28.09.2023

Manche Medikamente müssen injiziert werden, um in den Blutkreislauf zu gelangen. Dies ist beispielsweise bei Diabetes-Erkrankten der Fall, wenn es um die Verabreichung von Insulin geht. Inspiriert von Tintenfisch-Tentakeln haben ETH-Forschende nun einen Saugnapf entwickelt, mit dem Betroffene die unangenehmen Injektionen umgehen können. Es handle sich um eine «völlig neue Methode zur Verabreichung von Medikamenten», so die ETH-Forscherin Nevena Paunovic, die den Saugnapf mit einem Start Up auf den Markt bringen will. Die ersten Studienergebnisse wurden im Fachmagazin «Science Translational Medicine» veröffentlicht.
Das Saugnapf-Pflaster wird mit zwei Fingern an der Wangeninnenseite angebracht.
ZVG

Zellmembranen stellen Hindernis dar

In der Regel eignet sich die Schleimhaut auf der Innenseite der Wangen nicht besonders gut, um Medikamente in den Blutkreislauf zu bringen, das dicke Gewebe ist ein zu grosses Hindernis. Daher fügen die Forschenden dem Wirkstoff im Saugnapf einen körpereigenen Stoff bei, der die Zellmembranen auflockert, sodass das Medikament in tiefere Gewebeschichten eindringen kann. Der Saugnapf wird für ein paar Minuten an der Innenseite der Wange getragen, bis der durch Speichel aufgelöste Wirkstoff über die nun durchlässige Schleimhaut direkt ins Blut gelangen kann
Hat auf einer Fingerkuppe Platz: Mit dem kleinen Saugnapf-Pflaster kann eine grosse Bandbreite an unterschiedlichen Arzneimitteln verabreicht werden.
ZVG

Getestet und für gut befunden

Die Forschenden haben das Saugnapf-Pflaster bereits an Hunden getestet, da deren Wangenschleimhaut jener von Menschen gleicht. Die Ergebnisse stimmten die Forschenden positiv: Anschliessend testeten die Forschenden den Saugnapf an 40 Menschen, während diese spazieren gingen oder sich unterhielten. Das Pflaster blieb rund 30 Minuten an den Wangen haften und wurde positiv bewertet. Die allermeisten Probandinnen und Probanden gaben an, dass sie die neue Verabreichungsform einer Injektion deutlich vorziehen würden.
Bevor das Saugnapf-Pflaster auf den Markt gelangen kann, sind laut den Forschenden weitere Tests und Untersuchungen erforderlich.
DOI: 10.1126/scitranslmed.abq1887