Im Gegensatz zu den Operationen am Knochen mit intakter Haut ist das Infektionsrisiko bei offenen Frakturen Gustilo-Grad-III sehr hoch, bei Gustilo-I und II-Frakturenaber nur mässig erhöht. Der Grund dafür ist die unterschiedliche traumatische Schädigung von Knochen, Gefässen und Weichteilen einerseits, die zusätzliche tiefe Wunde andererseits.
Die Dauer der Prophylaxe ist leider vielerorts deutlicch zu lang . Nur eine Einzeldosis-Prophylaxe ist Evidenz-basiert. Kann bei Gustilo-III Frakturen anlässlich der Erstoperation primär die Wunde nicht verschlossen werden, ist eine verlängerte Prophylaxe / Präemptive Therapie mit Zweitgenerations-Cephalosporinen (oder Co-amoxiclav) von einem bis zu maximal drei Tagen (und dies nur während der Erstoperation) möglich. Eine Verlängerung bringt kein präventives Nutzen und verstärkt die Selektion von neuen (und eventuell resistenteren) Keimen.
Als Wahl der Prophylaxe empfehlen wir die klassischen Agentien wie bei elektiver Chirurgie. Visuell stark kontaminierte Wunden aufgrund von Traumata im terrestrischen oder aquatischen Milieu verlangen imperativ nach einem entsprechenden Debridement und einer Lavage. Empirisch kann in Absprache mit der Infektiologie eine Behandlung von potentiell zusätzlichen Gram-negativen Erregern mit Gentamicin (oder ein anderes Aminoglykosid) erwogen werden. Ergänzend können allenfalls auch Gentamicin-haltige lokale Antibiotika eingesetzt werden. Prospektive-randomisierte Studien sind weiterhin nötig, um die immer noch bestehenden Wissenslücken zu schliessen.